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Von: Michael Mix
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TV-Star Sebastian Lege besucht seine Mutter und enthüllt dabei seine Pläne für die Zukunft. Ein Besuch, der nicht ohne Sticheleien auskommt.
Achim – Gespannt hebt Sebastian Lege den Deckel des großen Topfs, in dem Grünkohl, Bregenwürste, Kasseler und Pinkel auf dem Herd vor sich hinköcheln. Das macht er nicht in einer der Locations, in denen er für Fernsehshows vor der Kamera steht, sondern in der Küche seines Elternhauses in Achim.
„Hhmm, Grünkohl kann sie“, kommentiert Lege die Kochkünste seiner Mutter, während er in den Topf hineinriecht. Dann ein leicht vergiftetes Lob. „Manches, was du machst, kann man doch nicht essen“, lästert der Profikoch und TV-Star sogleich in seiner unverblümten Art. Doch böse meint er das nicht. Lege stichelt nun mal gerne und kennt dabei keine Verwandten.
Der 45-Jährige, der sich mit der Sendung „ZDF BesserEsser – Lege packt aus“ einen Namen gemacht und mit seinem Showtalent bei Zuschauern bereits Kultstatus erreicht hat, ist bei seiner Mutter Ute und deren Partner Hans Jürgen Vietor in Achim zu Besuch. „Das erste Mal in diesem Jahr“, verrät er. „Ich habe 130 Drehtage im Jahr, bin viel unterwegs, auch im Ausland“, entschuldigt sich der Foodexperte. Lege, der bei der Stippvisite in der Heimat ein knallbuntes Hemd im Comic-Style trägt und sein typisches breites Grinsen zeigt, ist ein gefragter Mann.
Sebastian Lege: Vom Küchenchef zum TV-Star
„Ich habe jetzt auch eine Show bei Vox“, erzählt der Wahlrheinländer am Kaffeetisch. Am Montag, 13. November, um 20.15 Uhr ist Auftakt von „Lege kommt auf den Geschmack“. In der vierteiligen Sendereihe gehe er den Lieblingsgerichten der Deutschen auf den Grund.
Aber dem ZDF werde er dennoch treu bleiben. „Bei den Öffentlich-Rechtlichen ist viel mehr an Kritik möglich“, streicht der gelernte Lebensmitteltechniker den aus seiner Sicht wesentlichen Vorteil heraus. Beim Privatsender könne er kaum einen Produkthersteller an den Pranger stellen – „da läuft dann womöglich gleich im Anschluss ein Werbespot des Unternehmens“.
Lege, der es sich auf dem Sofa des Wohn- und Esszimmers im Elternhaus bequem gemacht hat, greift zu einem Schokoriegel. Beißt rein und brüllt: „Scheiß Schokolade!“ Was Muttern da nur wieder gekauft habe. „Wie redest du denn? Wir haben einen Gast!“, rüffelt Ute Lege ihren prominenten Sohn mit Blick auf den Journalisten, der an diesem Nachmittag mit am Kaffee- und später sogar am Esstisch sitzen darf.
Was gutes Essen ist, lernte Lege von seinen Eltern
Aber woher rührt eigentlich die Leidenschaft des unterhaltsamen Polterers für schmackhafte, hochwertige Ernährung? „Meinem Vater war die Qualität der Lebensmittel sehr wichtig. Er hat mir ein Gefühl für gutes Essen mitgegeben“, antwortet Sebastian Lege.
Gerd Lege, der 2012 starb, habe Hähnchen im Garten gehalten und diese mit selbstgemähtem Grünzeug aus der Achimer Marsch gefüttert, bevor sie von ihm geschlachtet, zubereitet und von der Familie genussvoll verzehrt wurden. Warum dieser Aufwand? „Hühnerfleisch aus dem Supermarkt schmeckt wie Brei“, habe sein Vater geurteilt und damit auch die „Sensibilität für gute Rohstoffe“ bei ihm geweckt. „Schon als Kind in der Grundschule Uesen wollte ich Koch werden“, erinnert sich Lege.
Dass er als moppeliger Geschmackspapst Fernsehkarriere gemacht hat, dafür habe aber nicht nur sein Vater Wurzeln gelegt. „Meine Mutter ist für meinen Sozialerfolg zuständig. Ja, das bist du“, bekräftigt er mit einem Lächeln gegenüber der 75-jährigen früheren Textilverkäuferin. Fähigkeiten wie Empathie „und Menschen lesen zu können“, habe sie ihm mitgegeben, erläutert er.
Lehre im Parkhotel in Verden, Station im Bremer Ratskeller
Doch bevor Sebastian Lege sein TV-Gen auspackte, erlernte er zunächst das Handwerk, mit dem er von Kindesbeinen an Geld verdienen wollte. Nach dem Besuch der Hauptschule absolvierte er eine Kochlehre beim „Parkhotel Grüner Jäger“ in Verden. Anschließend jobbte er kurz im „Weserblick“ am Badener Berg und wechselte dann zum „Ratskeller“ in Bremen. Es folgten eine Vielzahl gastronomischer Adressen in halb Deutschland, bei denen er sich bis zum Küchenchef hocharbeitete.
„Mein alter Achimer Freund Martin Böhm, den ich schon seit dem Kindergarten in Uesen kenne, brachte mich dann zum Lebensmittelproduzenten Herta.“ In dem Unternehmen, in dem es bekanntlich „um die Wurst geht“, habe er Rezepturen entwickelt. „Das war sehr erfolgreich.“ Später habe er bei Abbelen, „Europas größter Frikadellenhersteller“, Innovationen mit auf den Weg gebracht.
Doch damit war Lege nicht ausgelastet. Nebenbei habe er noch für einen Händler am Telefon Fisch verkauft. „Irgendwann rief Nelson Müller an.“ Der nicht minder prominente TV-Koch erkannte nicht nur Leges enormes Fachwissen, sondern auch dessen Unterhaltungsqualitäten und brachte ihn zum Fernsehen. „Ich bin bei seiner Show Sidekick geworden.“
TV-Koch: „Wir brauchen mehr Regionalität“
Der Anfang war gemacht. Seit gut zehn Jahren ist Sebastian Lege immer wieder auf der Mattscheibe zu sehen. In den Sendungen, die er für das ZDF in einer alten Kaffeerösterei in Neuss produziert, kann er seine Lust am Reden und seine Liebe zum Kochen ideal miteinander verknüpfen. „Ich will positiv sensibilisieren, nachfolgende Generationen in die richtige Richtung führen für natürliche, unverarbeitete Lebensmittel“, sagt Lege.
Und angesichts der Klimakrise und Schlagzeilen wie „Lebensmittel als CO2-Treiber“ oder „Plantagenarbeiter im Pestizidnebel“ wolle er natürlich auch dazu aufrufen, Ressourcen zu schonen, regional und saisonal einzukaufen. Die immense Verschwendung müsse aufhören. „300 Kilo Lebensmittel schmeißen wir in Deutschland pro Sekunde weg – unfassbar“, sagt Lege kopfschüttelnd. Das Gesetz zum Mindesthaltbarkeitsdatum müsse dringend geändert werden. „Wir brauchen mehr Regionalität, weniger Importe.“
Den Deutschen Fernsehpreis, für den er in der Kategorie „Bestes Factual Entertainment“ nominiert war, verpasste Lege vor Kurzem knapp. Den heimste Tim Mälzer für eine Vox-Sendung ein, in der 13 junge Menschen mit Down Syndrom für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden. Selbstverständlich hätte er den Preis auch gerne gehabt, bekennt Lege. Vielleicht klappe es ja beim nächsten Mal.
Doch jetzt genießt er erstmal das lange Wochenende bei „Muttern“. Und lüftet zum Schluss noch zwei Geheimnisse. „Ich werde nächstes Jahr heiraten. Und meine Mutter wird in meinen Shows mitwirken.“ Laut Schlemmer Atlas 2023 sind das die vier besten Restaurants in Niedersachsen.